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Diakonie-Geschäftsführer Andreas Karau, die scheidende Fachbereichsleiterin Margarete Winnichner und ihr Nachfolger Mathias Kunz (von links).
Foto: Diakonie

Bereichsleiterin mit „phänomenalem Einsatz“ geht in Ruhestand

Margarete Winnichner war 29 Jahre beim Diakonischen Werk Traunstein

Traunstein. Vor 29 Jahren kam Margarete Winnichner als Mitarbeiterin ins Martin-Luther-Heim und damit zum Diakonischen Werk Traunstein e. V. 2001 übernahm sie die Fachbereichsleitung Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe und seit 2005 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Ende des Jahres tritt sie nun ihren wohlverdienten Ruhestand an und blickt auf eine lange, aufregende Zeit zurück. Ihr Nachfolger ab 1. Januar wird Mathias Kunz.

„Die meisten Tage waren schön“, fasst Margarete Winnichner ihre Zeit bei der Diakonie knapp zusammen. Die gelernte Erzieherin und Sozialpädagogin startete ihre berufliche Laufbahn nach der Ausbildung 1978 gleich als damals jüngste Gruppenleiterin in einem Berufsbildungswerk. Später wechselte sie in die Schulsozialarbeit an der Berufsschule der Jugendsiedlung Traunreut und absolvierte neben der Arbeit noch ein Studium.

Der größte Bereich innerhalb der Diakonie

Ihre erste Arbeitsstelle bei der Diakonie waren das Martin-Luther-Heim in Traunstein. Nach sieben Jahren wechselte sie zur Jugendwohngruppe Schätzel. 2001 übernahm die Sozialpädagogin die neu geschaffene Stelle der Fachbereichsleitung für Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe, da dieser Bereich innerhalb der Diakonie einen immer größeren Stellenwert einnahm. Zu Beginn ihrer Leitungstätigkeit zählte die Diakonie, deren Einrichtungen sich auf die Landkreise Traunstein, Altötting, Mühldorf und Berchtesgadener Land verteilen, 588 Mitarbeiter, von denen 223 in der Kinder- und Jugendhilfe tätig waren. Inzwischen ist die Mitarbeiterzahl auf rund 1200 angewachsen und der von Margarete Winnichner geleitete Bereich ist mit 26,9 Prozent der größte innerhalb der Diakonie. Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben zu helfen, war immer ihr großes Anliegen. Sie war all die Jahre für die Dienststellen Wilhelm-Löhe-Heim, Wilhelm-Löhe-Tagesstätte, Hort und Heilpädagogische Gruppen, Frühförderung, Offene Behindertenarbeit, Jugendberatung, Flexible Hilfen, Mittagesbetreuungen und Spielgruppen zuständig. Weitere neue Projekte kamen im Lauf der Zeit hinzu wie die Wunsch-Großeltern, die Fachstelle gegen sexuelle Gewalt, Mutter-Kind-Wohnen, eine Gruppe mit tiergestützter Arbeit und besonders während der Zeit der hohen Flüchtlingszahlen ab 2015 die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge.

Zu Margarete Winnichners vielfältigen Aufgaben gehörte es, für jedes neue Angebot ein Konzept zu erstellen, bei allen Dienststellen auf die Finanzen zu achten, die zahlreichen Mitarbeiter zu führen und vieles andere mehr. Neben der regulären Arbeitszeit ging dafür auch so manches Wochenende drauf. „Ich hatte die Arbeit oft daheim am Küchentisch dabei“, erinnert sie sich und ist dankbar, dass ihr Mann dafür immer Verständnis hatte.

Ein Einzelzimmer für jedes Kind

Auf besondere Meilensteine in den zurückliegenden 22 Jahren angesprochen, fallen ihr spontan die vielen Bauarbeiten am Wilhelm-Löhe-Heim in Traunreut ein. Die Bauten wurden zum Teil saniert, zum Teil neu gebaut, da sie einfach nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprachen. Heute hat dort jedes Kind ein Einzelzimmer, was ihr besonders wichtig ist. Eine große Herausforderung sei auch die sogenannte Flüchtlingskrise gewesen, die Margarete Winnichner nicht gerne so nennt. Damals wurden in acht Wochen fünf neue Wohngruppen aufgebaut, für die Räumlichkeiten gesucht werden mussten und die notwendigen Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel ist auch das Problem, das sie bis zuletzt umtreibt, ebenso wie die Kinderarmut in Deutschland. Beides hänge zusammen, denn: „Wir brauchen gut ausgebildetes Personal für die Erziehung. Wir sind ein Sozialstaat, der muss auch gelebt werden.“ Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu begleiten und zu fördern koste nun mal Geld und es müsse sich auch für Erzieher und sonstiges Personal lohnen, einen solchen Beruf zu ergreifen. Bei den derzeitigen Verdienstmöglichkeiten stellt die Sozialpädagogin fest: „Man muss die Arbeit schon sehr mögen, um den Beruf zu ergreifen.“ Das sieht auch Andreas Karau so, Geschäftsführer und erster Vorsitzender des Diakonischen Werkes Traunstein: „An der Arbeit von Menschen an Menschen dürfen wir nicht sparen. Wir brauchen Leute an der Basis, brauchen Fachkräfte.“ Die Diakonie stelle gerne ihre Kompetenz zur Verfügung und bildet auch in ihren Fachakademien Traunstein und Mühldorf selber aus.


Absprachen zum Dietrich-Bonhoeffer-Preis 2007. Margarete Winnichner im Gespräch mit Stiftungsvorstand Gottfried Stritar.  Foto: Diakonie

Dankbar für viele „produktive Freiheiten“

Froh und dankbar ist Margarete Winnichner, dass sie in ihrer Tätigkeit viele „produktive Freiheiten“ hatte und einen Arbeitgeber, der sie gewähren ließ und ihr vertraute. Auch ihr Engagement in ihrer Heimatgemeinde Übersee, wo sie zweite Bürgermeisterin ist und über mehrere Monate hinweg den Bürgermeister vertrat, unterstützte die Diakonie. Politisch auf kommunaler Ebene möchte sich die 64-Jährige jetzt dann auch im Ruhestand vermehrt betätigen. Sie will die Zeit nutzen, um sich wieder mehr der Kunst und Kultur zuzuwenden, und hat schon einige Ideen, die sie umsetzen möchte. Dazu gehört ein Erzählcafé in Übersee und manches andere mehr.

Andreas Karau betont zum Abschied von Margarete Winnichner: „Wir als Träger stünden heute in der Kinder- und Jugendhilfe nicht da, wo wir sind, ohne ihren phänomenalen Einsatz.“ Niemand sonst auf der Leitungsebene habe so viele neue Gruppen und Dienststellen geschaffen wie die scheidende Bereichsleiterin. „Sie hat sie nicht aus Selbstzweck geschaffen, sondern aus dringenden Situationen heraus nach Lösungen gesucht.“ Mit ihrem „starken Gerechtigkeitsempfinden“ habe sie überall dort Akzente gesetzt, wo Unterstützung und Hilfe besonders dringend notwendig war. Andreas Karau ist froh, dass der in den vergangenen Jahren nach und nach vollzogene Generationenwechsel in der Leitungsebene der unterschiedlichen Bereiche so reibungslos vollzogen werden konnte. Leute zu finden, die Verantwortung übernehmen wollen, sei heutzutage keine Selbstverständlichkeit.      –  mix

 

 

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