Skip to content
Rosenheimer Straße 9 | 83278 Traunstein +49 861 9898 0
Silke Huber (Büro), die Jobcenter-Mitarbeiterinnen Elisabeth Aubrunner, Jeanette Janschke und Gertrud Klapfenberger-Öttl sowie die Leiterin des Projekts Möbellager, Christine Bohl und Mitarbeiter Mathias Hoch gut gelaunt bei der 35-Jahr-Feier.

35 Jahre Soziales Möbellager – Jubiläumsfeier und Tag der offenen Tür

Seit 35 Jahren betreibt das Diakonische Werk Traunstein ein soziales Möbellager. Aus bescheidenen Anfängen hat es sich nach dem Umzug in die Theresienstraße 17, Nähe Kaufland-Einkaufszentrum, im Jahr 2012 zu einer Anlaufstelle für viele entwickelt, die ihren Hausstand mit wenig Geld ausstatten wollen. Zudem sind hier Menschen beschäftigt, die aus einem schwierigen sozialen Umfeld kommen, schon lange arbeitslos sind und sich hier wieder an die Arbeitswelt gewöhnen wollen, und auch Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen sind. Der halbrunde „Geburtstag“ dieser segensreichen Einrichtung wurde am Freitag mit einer kleinen, von Musik umrahmten Feierstunde begangen, dem sich ein Tag der offenen Tür anschloss.

Die Idee des Möbellagers ist ebenso einfach wie erfolgreich: Wer neue Möbel kauft oder einen Haushalt auflöst, hat fast immer Mobiliar übrig, das zu wertvoll ist, um es wegzuwerfen. Auf der anderen Seite gibt es einkommensarme Haushalte, die dringend Mobiliar ersetzen müssen, sich dies aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht leisten können. Für sie ist das reichhaltige, bis an die Decke gefüllte Sortiment des Möbellagers eine wahre Fundgrube und vor allem eine finanziell erschwingliche Lösung. Die Mitarbeiter des Möbellagers übernehmen auch Wohnungsauflösungen, zudem hält die Einrichtung für die Traunsteiner Tafel wichtige Logistik vor.

Christine Bohl, beim Diakonischen Werk für das Möbellager zuständig, erinnerte bei der Feier an die Anfänge, als am 30. September 1984 unter Federführung von Günter Neumann der Möbel-Abhol- und Bringdienst der Diakonie eingerichtet wurde. Nach zwei Vorgänger-Unterkünften habe das Lager hier nun einen geräumigen Platz gefunden, wurde vor zwei Jahren umfassend umgebaut und bietet hier nun auch Platz für die Kühlzelle der Traunsteiner Tafel.

Die Vertreter der Diakonie – Kuratoriumsvorsitzender Dekan Peter Bertram, Vorstand Andreas Karau und der Fachbereichsleiter Soziale Dienste Robert Münderlein – hoben die positiven Auswirkungen des sozialen Möbellagers hervor. Dieses sei nicht zuletzt eine Stätte der Begegnung, sei nachhaltig und trage zu Müllvermeidung und Wiederverwertung bei, biete Beschäftigung für Menschen in Problemsituationen, auch für Straffällige, die Sozialstunden ableisten müssen, außerdem günstige Einkaufsmöglichkeiten für Leute mit wenig Geld. Dafür dankten die Redner all denen, die in dieser Einrichtung, die weit über das Gebiet der Stadt Traunstein hinaus wirke, „mit Herzblut“ tätig sind oder sie unterstützen. Das Geld, das durch das Möbellager nach Abzug der Kosten erwirtschaftet wird, kommt dem „Notlagen-Fonds“ der Diakonie zugute. „Nehmen Sie viel nach Hause mit“, appellierte Bertram an die Besucher der Feierstunde, doch kräftig einzukaufen. Der Möglichkeiten waren viele geboten: Das Möbellager präsentierte sich proppenvoll, die Flohmarktstände zogen sich an der ganzen Halle entlang.

Offenbar sind die Mitarbeiter gern hier tätig, wie einige von ihnen kurz, aber eindrucksvoll berichteten. „Das Möbellager ist meine Familie“, sagte der eine. Ein weiterer stellte fest: „Hier bin ich aufgeräumt, habe meine Arbeit und weiß, was ich den ganzen Tag zu tun habe.“ Dass mit dem Möbellager die Umwelt entlastet werde“, meinte ein Dritter, außerdem sei die Einrichtung „unser Heimatplatz“. Er verkaufe gerne und freue sich, wenn er Menschen glücklich machen könne „mit guten Preisen und Waren“. Auch Ehrenamtliche arbeiten hier immer wieder mit.

So ist neuerdings auch das rührige Team, das bis zum vergangenen Jahr den großen Flohmarkt rund um die Auferstehungskirche organisiert hatte, mit engagiert. Da dieser Flohmarkt wegen der dortigen Umbauten nun nicht mehr möglich ist, betätigen sich die Mitglieder am Möbellager und sorgen mit ihrem vielfältigen „Raritätenkabinett“, wie das eine Vertreterin des einstigen Flohmarktteams formulierte, für eine erkennbare Ausweitung des Sortiments. Der evangelische Pfarrer von Traunstein, Manuel Ceglarek, nannte das Projekt Möbellager, ausgehend von einer passenden Geschichte, „etwas Kleines und Feines, das wirklich etwas bewegen kann“. Für die temperamentvolle Begleitung mit jazzigen Klängen sorgte „Combo sin nombre“.

Proppenvoll mit Möbeln und Haushaltswaren jeglicher Art präsentierte sich das Soziale Möbellager der Diakonie
am Tag der offenen Tür.

Gertrud Klapfenberger-Öttl als Vertreterin des Jobcenters lobte die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk als wichtige Institution und Anlaufstelle; schon seit nahezu 15 Jahren werde gemeinsam das KLARA-Projekt für langzeitarbeitslose Menschen betrieben. Gerade für diese, die neben anderen Problemen durch ihre Situation oftmals frustriert und resigniert seien, sei die Arbeit im Möbellager eine gute Möglichkeit, aus diesem Tief herauszukommen. Sie sei immer wieder erstaunt, so Klapfenberger-Öttl, wie engagiert diese hier arbeiteten und wie sehr sie sich mit dem Möbellager identifizierten. Sie betrachteten diese Arbeitsstelle oftmals „als ihr Zuhause, ihre Anlaufstelle und ihre Familie“, und bekämen hier das Gefühl, gebraucht und respektiert zu werden. Dabei sei die Arbeit durchaus nicht immer einfach, aber dennoch oft ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung, das Leben positiv zu verändern.

Das soziale Möbellager ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr, am Freitag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Zwischen acht und 13 Personen arbeiten hier im Durchschnitt, wie Christine Bohl informierte, darunter auch ein Bufdi.

 

Text: Hans Eder

An den Anfang scrollen