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Mitgliederversammlung am 15.09.2020 – Bericht des Geschäftsführers

„Auch ohne die Corona-Pandemie ist unsere diakonische Arbeit im Dekanatsbezirk Traunstein dynamisch, abwechslungsreich, beziehungsintensiv und sinnstiftend“. Mit diesen Worten leitete Andreas Karau, Vorstand des Diakonischen Werks Traunstein, seinen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate ein und wies auf kommende Anforderungen hin.
Als „ein zukunftsweisendes Projekt“ bezeichnete Karau den geplanten Sanierungs- und Erweiterungsbau des Wilhelm-Löhe-Förderzentrums. Bereits seit vier Jahren werde in dieser Sache geplant, inzwischen liege die schulaufsichtliche Genehmigung des Raumprogramms vor. Der Diakonie-Vorstand blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir werden hoffentlich in den nächsten Monaten die Finanzierungsbedingungen für dieses rund 50 Millionen Euro teure Projekt im Zusammenwirken mit dem Landkreis Traunstein und der Regierung von Oberbayern vereinbaren können.“ Das sei ein langes und hartes Stück Arbeit gewesen. Zudem steht für das Löhe-Zentrum ein Ersatzbau für das Therapiegebäude, das nicht mehr tragbar sei, auf dem Vorhaben-Plan. Mit der Realisierung dieser Baumaßnahme gehe auch eine Erweiterung der Heilpädagogischen Tagesstätte einher – alles zusammen ein Projekt in der finanziellen Größenordnung von rund 5,4 Millionen Euro.
Eine große Aufgabe für das Diakonische Werk, so Karau weiter, sei die Organisation des Generationenwechsels im Unternehmen. Rund 30 Prozent der Führungskräfte werde in den nächsten Jahren das Rentenalter erreichen. Daher gelte es, frühzeitig die Weichen zu stellen und „fokussiert Personalentwicklung zu betreiben“.
In dem Zusammenhang erwähnte Karau den Beitrag des Diakonischen Werks als Ausbildungsbetrieb. 14 Auszubildende seien hier tätig: in den Bereichen IT, Büromanagement, als pädagogische Fachkräfte und in der Pflege: „Wir sind und wollen auch weiterhin ein zuverlässiger Partner für die Bildungsregionen im gesamten Dekanat sein“, versprach der Diakonie-Vorstand.
Zudem leiste das Diakonische Werk mit seinen beiden Fachakademien für Sozialpädagogik einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung pädagogischer Fachkräfte in der südostoberbayerischen Region. An den beiden Standorten in Mühldorf-Starkheim und Traunstein seien in den vergangenen zehn Jahren 1453 Erzieherinnen und 1143 Kinderpflegerinnen ausgebildet worden. „Alle reden von Kitas und Ganztagsbetreuung, parallel muss aber auch der Ausbau der Ausbildung betrieben werden“, so Karaus Appell an die Politik.
Eine Bereicherung seien Kooperationen im Bildungsbereich, wie mit der Hochschule Rosenheim. In diesem Zusammenhang besuchten Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit, Campus Mühldorf die Geschäftsstelle des Diakonischen Werks Traunstein. In Kooperation mit der Akademie für Ganztagsschul-Pädagogik ist an der Fachakademie Traunstein ein berufsbegleitender Fortbildungs-Lehrgang eingerichtet worden, der sich an Personen richtet, die aktuell oder auch erst in Zukunft in offenen oder gebundenen Ganztagsschulen tätig sind beziehungsweise sein werden.

Jubiläen in Einrichtungen gefeiert

Die jahrzehntelange Arbeit der Diakonie drückte sich im vergangenen Jahr in einer Reihe von Jubiläen aus. So feierte das soziale Möbellager in Traunstein 35-jähriges Bestehen – eine Einrichtung, die für Menschen in Problemsituationen Arbeit bietet, gleichzeitig für Leute mit kleinem Geldbeutel günstige Einkaufmöglichkeiten bereithält. Das Möbellager hält an seinem Standort auch die Logistik für die Traunsteiner Tafel bereit. 20-jähriges Bestehen feierte sowohl die Offene Behindertenarbeit in Altötting als auch die Förderstiftung der Diakonie, die nicht finanzierte Beratungsangebote bezuschusst und alle zwei Jahre den Dietrich-Bonhoeffer-Preis vergibt. Mit dem Preis werden junge Menschen im Dekanat Traunstein für couragiertes Handeln und für soziales Engagement ausgezeichnet. Seit zehn Jahren besteht die Mensa der Diakonie im KuMax-Gymnasium Burghausen; Tag für Tag werden hier bis zu 150 Mittagessen gekocht – mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Auch das „Schusserl“ in Waldkraiburg, einer von vier Spielwarenladen der Diakonie, ist zehn Jahre alt geworden. Nicht zuletzt gab es eine große Feier an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Traunstein, in der das zehnjährige Bestehen im Rahmen einer Festveranstaltung mit Ehrengästen gewürdigt wurde.
Natürlich sparte Vorstand Karau auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Diakonie nicht aus. Durch das Soziale Möbellager konnten die notwendigen Rahmenbedingungen vorgehalten werden, die es ermöglichten, die Traunsteiner Tafel als einzige Tafel im Dekanat auch während des Lockdowns weiter zu betreiben. Die Telefonseelsorge war in der Zeit so stark gefordert, dass das Angebot sogar ausgeweitet werden musste. In den stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe blieb die Versorgung rund um die Uhr gewährleistet. Einschränkungen gab es bei den sozialpsychiatrischen Angeboten, die aber insgesamt trotzdem aufrechterhalten wurden. Auch die Seniorenhilfe blieb – wenn auch unter schwersten Bedingungen – tagtäglich im Einsatz, und das „bis zum heutigen Tage Covid-19 frei“, betonte Karau. „Wir sind systemrelevant“, stellte er dazu abschließend fest, „wir stehen in Krisen zusammen und sind handlungsfähig.“
Dennoch kam es durch die Corona-Pandemie auch zu hohen Ausfallzeiten und damit zu finanziellen Einbußen. Durch die Schließung der Schulen waren die Einsatzmöglichkeiten der Schulbegleitungen „gleich Null“. Zudem gab es deutliche Umsatzeinbußen bei der ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung sowie in der Frühförderung – und das, wie Karau nicht verhehlte, „teilweise ohne einen ausreichenden fairen finanziellen Ausgleich“. In Zukunft, so seine Prognose, werde man beim Diakonischen Werk aufgrund des starken Rückgangs der staatlichen Steuereinnahmen mit schmerzhaften Einsparungen rechnen müssen. Dem wolle man mit kreativer Gestaltung und aktiver Lobbyarbeit entgegenwirken.
Dabei hob Karau die Verantwortung der Diakonie für „die uns anvertrauten Menschen sowie für die Mitarbeitenden unserer Dienstgemeinschaft“ heraus. Ehrungen langjähriger Mitarbeiter, aufrichtige Beziehungsgestaltung im Arbeitsalltag , regelmäßige Mitarbeitergespräche, Personalentwicklungskonferenzen, gemeinsame Feiern, Willkommenstage, hohe Beteiligung der Mitarbeitenden bei strategischen Entwicklungsprozessen und manch anderes mehr – all das gehöre bei der Diakonie zu einer wertschätzenden Mitarbeiterführung.
Zum Abschluss stellte Karau fest, dass die Diakonie auch weiterhin Verantwortung und Fürsorge für das Gemeinwesen im Dekanat übernehmen und die Zusammenarbeit mit den Partnern auf kommunaler Ebene intensivieren wolle. Dabei stünden die Kirchengemeinden der Diakonie zur Seite.

Text: Hans Eder

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