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Studienfahrt der Fachakademie Mühldorf nach Südafrika
Studienfahrt der Fachakademie Mühldorf nach Südafrika

Studienreise nach Südafrika

Vom 23.02.19 bis zum 11.03.19 verbrachten wir – 12 Studenten der Fachakademie für Sozialpädagogik Mühldorf – zusammen mit unseren beiden Lehrkräften Judith Lechner und Claudia Pickart, im Rahmen einer Studienreise 16 Tage in Südafrika. Dort erkundeten wir nicht nur die Küstenstadt Capetown sowie die Kultur und Geschichte Südafrikas, sondern absolvierten auch ein „Work Placement“, eine Art ehrenamtliches Praktikum, im Philippi Children`s Centre.

260 Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 6 Jahren, die zum Teil auf den nahe gelegenen Farmen, zum Teil aber auch im benachbarten Township leben, werden in der Schule – ähnlich wie in einer deutschen Kindertagesstätte – von Montag bis Freitag betreut und aktiv auf die eigentliche Schulausbildung vorbereitet.

Unsere Aufgaben umfassten dabei, neben der allgemeinen Pflege und Betreuung der Kinder, Planung und Durchführung diverser pädagogischer Bildungseinheiten bzw. „lessons“, um sie bestmöglich in ihren Kompetenzen zu fördern und die Erzieherinnen oder „teacher“ vor Ort zu unterstützen. Entsprechend der verschiedenen Altersgruppen hatten wir Lieder, Fingerspiele, Bilderbücher und Vorlesegeschichten ebenso wie umweltpädagogische Experimente, Bewegungseinheiten und weitere Aktivitäten aus dem Motorik-, Sprach-, Medien- und Literacybereich vorbereitet. „Aramsamsam“ und „Five little monkeys“, sowie das bayrische Begrüßungslied „Aber grias’ di!“ waren besonders beliebt und wurden mit Feuereifer von den Kindern aufgenommen.

Einige von uns haderten zwar noch mit sich und ihren Englisch- Sprachkenntnissen, doch die anfängliche Nervosität verflog schnell angesichts des sehr herzlichen und warmen Empfangs, der uns bereits am ersten Tag bereitet wurde! Jeden Morgen wurden wir überschwänglich mit Umarmungen begrüßt und nachmittags mit einem fröhlichen „Bye, teacher!“ verabschiedet. Wertschätzung und Respekt, v.a. aber Menschlichkeit und ehrliche Zuneigung prägten den gegenseitigen Umgang und förderten die harmonische und fruchtbare Zusammenarbeit.

Wir bedanken uns bei unserer Lehrerin Frau Judith Lechner, die dieses Projekt mit ihrem Engagement erst ermöglichte. Die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit sammeln durften, sind für uns eine wertvolle berufliche und persönliche Erfahrung, die wir niemals vergessen werden!

Leider haben wir während unseres Aufenthaltes aber auch die Schattenseiten des sonst so wundervollen Kapstadt kennen gelernt…
Jahrzehnte der Apartheid haben tiefe Narben hinterlassen und Armut und Kriminalität bestimmen nach wie vor das Bild und das Leben in den Townships. Auch in der Schule machen sich diese Missstände deutlich bemerkbar. So sind zum Beispiel einfache Hygieneartikel wie Toilettenpapier oder Spülmittel Luxusartikel, die streng rationiert werden müssen. Ein kleiner Eimer voll Wasser muss für über 50 Kinder reichen, um die Hände darin zu waschen. Geschirr und Besteck reicht nicht einmal für die Hälfte der Gruppe aus. Und eine Toilettenspülung gibt es nicht!

Was für uns Deutsche selbstverständlich ist, ist für die Menschen vor Ort unbezahlbar. Die monatlichen Gebühren für die Schule können die Eltern oft nur mithilfe dreier Jobs gleichzeitig aufbringen. Eine monatliche Betreuung kostet rund 400 Rand, umgerechnet 24€, was in etwa einem halben Wochenlohn entspricht. Für die weiterführenden Schulen kommen zusätzliche Jahres-Gebühren hinzu. Viele Familien müssen deswegen selbst nachts auf die Straßen und betteln, um das Überleben zu sichern. Doch ohne Schulausbildung kein beruflicher Erfolg – ohne beruflichen Erfolg kein Ausweg aus der Armut – ohne harte Arbeit keine Schulausbildung.

Dieses Schicksal teilt auch unser Busfahrer, der uns jeden Tag während des Praktikums sicher zur Schule und wieder zurück brachte. Sein Sohn ist 14 Jahre alt, kommt dieses Jahr in die Highschool. Zuerst müssen allerdings die Aufnahmegebühren bezahlt werden.

Der Geldbetrag übersteigt den Monatslohn, trotz mehrerer Beschäftigungen. Das heißt wenn er die Gebühren bezahlt, haben er und seine Familie Wochen lang nichts zu essen. Doch er versucht alles, um seinem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen!
Für uns Grund genug ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen. Es war offensichtlich das größte Geschenk, das wir ihm machen konnten. Er war zu Tränen gerührt. Und wir sind glücklich zu wissen, dass ein junger Mensch mehr eine Chance auf eine bessere Zukunft hat.

Wir wollen uns auch weiterhin dafür einsetzen und engagieren. Denn es gibt viele Kinder in Philippi, die in einem Heim ohne Eltern aufwachsen und Kinder, deren Eltern die Gebühren für die Schule nicht aufbringen können. Wir vermitteln Patenschaften, die die Schulausbildung der Kinder finanzieren und so ein erfolgreiches Leben ermöglichen.

Südafrika und vor allem die Menschen von Kapstadt sind uns durch diese Reise deutlich nähergekommen. Wir haben das Land und die Leute lieben gelernt. Wir haben erfahren, dass Südafrika weit mehr als ein „Entwicklungsland“ ist. Und wir haben gelernt, dass man mit wenig Aufwand die Welt ein kleines bisschen besser machen kann.

In unseren Herzen lebt die Überzeugung weiter:
It doesen ́t really matter if you are black or white, poor or rich, german or african – everybody is unique and precious!

Daniela Rahm (Studierende) für die TeilnehmerInnen der Studienreise

Bilder von der Reise gibt es in unserer Bildergalerie!

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