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Das Möbellager-Kernteam (von links): Iris Wendlinger, Christine Bohl, Stephanie Bügel, Conny Strunk.

„Spiele für Weihnachten sind heiß begehrt“

Möbellager der Diakonie ist Fundgrube für Menschen mit kleinem Geldbeutel

409 Euro pro Monat beträgt der Regelsatz Arbeitslosengeld II für eine volljährige Person aktuell. Mit diesem Geld muss der Lebensunterhalt bestritten werden. Dazu gehört auch die Bildung von Rücklagen für Neu- oder Ersatzbeschaffungen von Dingen wie Waschmaschine, Staubsauger und Kühlschrank. Kein Wunder also, dass gerade solche Waren besonders heiß begehrt sind im Möbellager der Diakonie. Doch auch darüber hinaus findet hier ein umfangreiches Angebot gut erhaltener Waren, wer mit einem geringen Einkommen zurechtkommen muss.

Passend zur Weihnachtszeit finden sich viele Dekoartikel für den kleinen Geldbeutel im Möbellager der Diakonie.

„Gerade jetzt vor Weihnachten sind Brettspiele und Spiele allgemein der Renner“, sagt Christine Bohl, Leiterin der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) in der Traunsteiner Diakonie und in dieser Funktion auch für das Möbellager der Diakonie verantwortlich. „Ebenso gilt das für Auszieh- und Schlafcouchen, obgleich diese das ganze Jahr über stark nachgefragt werden.“ Woran das liegt, weiß die Sozialpädagogin nur zu genau. „Wir leben in einem sehr reichen Land, da wird schnell übersehen, wie viele Menschen mitten unter uns mit ganz wenig Geld irgendwie über die Runden kommen müssen.“ Da diese meist in beengten Wohnverhältnissen leben, ermögliche es eine Schlafcouch, den zur Verfügung stehenden Raum unterschiedlich zu nutzen. Ebenso seien deshalb Stühle, Töpfe, Pfannen, klassischer Hausrat, Handtücher und sogar Einbauküchen immer wieder gesucht.

In den vergangenen Monaten hat Christine Bohl das Möbellager der Diakonie in der Theresienstraße 17 in Traunstein grundlegend neu strukturiert. Besonders stolz ist sie auf das Möbellager-Team, das „mit großem Engagement tätig ist und auf das ich mich verlassen kann“. Es besteht aus Mitarbeitenden, die bereits eine längere Zeit arbeitslos sind oder über ein Flüchtlingsintegrationsprojekt vermittelt wurden, im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) tätig sind und aus ehrenamtlichen Helfern. Da viele unserer Kunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Möbellager kommen, wurden die Öffnungszeiten angepasst: Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr.

Das Möbellager als Brücke
Die Idee des Möbellagers ist ebenso einfach wie erfolgversprechend: Einerseits gibt es die vielen Privathaushalte, in denen neue Möbel angeschafft werden, obwohl die bisherigen noch sehr gut erhalten sind. Andererseits suchen viele Menschen mit geringem Einkommen dringend kostengünstiges Mobiliar. Die Brücke zwischen beiden Bereichen bildet das Möbellager. Das Warenangebot kann sich sehen lassen. Es reicht von Geschirr, Büchern, Dekoartikeln, über Lampenschirme, Regale, Schränke und Sitzgelegenheiten, bis hin zu Elektrogeräten. Manche Kunden brauchen dringend und zeitnah eine erste Notausstattung, bestehend aus Bett, Tisch und Stühlen. In solchen begründeten Ausnahmefällen gibt es Mobiliar auch einfach einmal so, ohne etwas zu bezahlen. Generell gilt jedoch der Grundsatz: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Zudem muss sich das Möbellager finanziell selbst tragen und entsprechend wirtschaften. Das ist nicht immer leicht, da viele Kosten entstehen, wie die Miete der Halle oder Kosten für Fahrzeuge und Sprit. Und auch die penibel genaue Einhaltung von feuerschutzrechtlichen Bestimmungen und Vorgaben des Umweltmanagements sind nicht zum Nulltarif zu haben.

„Alle Waren werden entweder von Privat nach vorheriger Rücksprache bei uns abgegeben oder wir holen sie sogar selbst ab“, erläutert Christine Bohl. Angenommen werden können jedoch ausschließlich Gegenstände, die Aussicht auf Wiederverkauf haben. Definitiv nicht angenommen wird Kleidung, dafür gibt es andere Anlaufstellen.

Große Nachfrage nach Wohnungsräumungen
Ein weiterer Arbeitsbereich sind die vielen Hausräumungen, die mit dem Möbellager-Team durchgeführt werden. „Umzüge übernehmen wir zwar nicht, dennoch nehmen Anfragen für Wohnungsräumungen immer weiter zu“, berichtet Bohl. Der Anlass ist oftmals die bevorstehende Aufnahme in ein Altenheim oder eine Wohnungsauflösung nach dem Tod von Angehörigen. Bevor jedoch eine Wohnungsräumung übernommen wird, erfolgt eine Besichtigung durch Christine Bohl. Danach werden Details wie die genaue zeitliche Planung und der Kostenrahmen vereinbart. Manche Auftraggeber zeigen sich überrascht, dass beispielsweise die Entsorgungskosten für Mobiliar, das sich nicht zur Weitergabe eignet, in Rechnung gestellt werden. „Dabei erhalten auch wir als Diakonie keinerlei Nachlass bei den Entsorgungskosten“, stellt Christine Bohl klar. Einigt man sich und kommt es zur Beauftragung, wird die geräumte Wohnung, falls gewünscht, besenrein übergeben. „Während der Räumung müssen die Auftraggeber nicht anwesend sein, wir sorgen für einen reibungslosen Ablauf“, so Bohl.

Insgesamt decke das Möbellager vier Tätigkeitsbereiche ab: Den Verkauf von günstigem Mobiliar, Haus- und Wohnungsräumungen inklusive Abholung des gebrauchten Mobiliars, die Beschäftigung von Menschen und die Fahrten an vier Tagen pro Woche zur Abholung von Lebensmitteln für die Traunsteiner Tafel. Diese Fahrten haben, so Bohl, immer Vorrang. Alle Lebensmittel, die beim sogenannten Grünen Markt jeweils montags und mittwochs vor der evangelischen Auferstehungskirche und freitags bei der turnusgemäßen Traunsteiner Tafel im katholischen Pfarrheim St. Oswald ausgegeben werden, werden vom Team der Diakonie transportiert und zwischengelagert.

Unabhängig davon, dass das Möbellager eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit geringem Einkommen ist, richtet sich das Angebot an alle. Manche Kunden entdecken sogar wahre Raritäten, wie alte Schallplatten oder scheinbar längst aus der Mode gekommene Dekorationsartikel. „Ein Besuch im Möbellager lohnt sich immer“, verspricht Christine Bohl.

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