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Mit dem Berufsintegrationsjahr zum Erfolg. Von links: Studiendirektorin Ute Eder, Haifa Mohammad, Serin Shito, Sozialpädagogin Eva-Monika Mühlbacher.

Kein Ausbildungsplatz? BIJ (ESF gefördert) hilft

Berufsintegrationsjahr führt oft zum Erfolg

„Wir haben unser Ziel erreicht und beginnen ab September eine Ausbildung zur staatlich geprüften Kinderpflegerin“, freuen sich Serin Shito und Haifa Mohammad. Vor einem Jahr sah die Sache noch ganz anders aus, als ihre Bewerbung für einen Ausbildungsplatz an der Staatlichen Berufsfachschule für Kinderpflege aufgrund des fehlenden Mittelschulabschlusses abgelehnt wurde. Doch anstatt zu jammern, machten sie sich an die Arbeit. Da Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, nutzten sie das einjährige Berufsintegrationsjahr vor allem dazu, ganz gezielt ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Der Einsatz hat sich gelohnt. Nun ist der Weg frei zu einer erfolgreichen Ausbildung und zur darauffolgenden beruflichen Tätigkeit.

Dieses Beispiel verdeutlicht die Chancen, die mit dem Berufsintegrationsjahr einhergehen, das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Jahr für Jahr finden Jugendliche dank dieses Angebots doch noch einen Ausbildungsplatz, obwohl dieser Weg zunächst verbaut schien.

Längst hat sich das ESF-geförderte Berufsintegrationsjahr (BIJ) zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Das BIJ ist vor allem ein Kooperationsmodell. Träger ist das Diakonische Werk Traunstein e.V., verortet ist es jedoch an der Berufsschule III in Traunstein. Während Studiendirektorin Ute Eder die Lehrstoffvermittlung verantwortet, sorgt Eva-Monika Mühlbacher von der Diakonie für die sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmer. Zudem wird im Rahmen des BIJ (ESF) eng mit weiteren Stellen zusammengearbeitet, vor allem mit der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter verbindet das BIJ (ESF) eine ebenso enge wie gute Zusammenarbeit. Hinzukommen weitere behördliche Einrichtungen und verschiedene Beratungs- und Hilfestellen je nach Bedarf.

Das Konzept des BIJ (ESF) ist schlüssig: Jeweils 18 Plätze stehen pro Jahr zur Verfügung. Bewerben können sich alle, die noch nicht über eine klare Berufsorientierung oder die notwendige Ausbildungsreife verfügen beziehungsweise besonderer Sprachförderung in Deutsch bedürfen. Für wen das zutrifft und wer sich für eine Ausbildung in einem Sozialberuf wie Kinderpfleger oder Sozialbetreuer oder in den Bereichen Verkauf, Kosmetik, Frisör oder Hauswirtschaft interessiert, gehört zur Zielgruppe. Die Teilnahme ist kostenlos, Fahrtkosten zur Schule oder zur Praktikumsstelle werden übernommen. Mit erfolgreichem Abschluss der BIJ (ESF) Klasse kann der erfolgreiche Mittelschulabschluss ausgestellt werden. Mit Abschluss des Berufsintegrationsjahres ist die Berufsschulpflicht erfüllt. Erhält jemand während des Jahres die Chance, sofort in eine Ausbildung zu wechseln, so ist auch dies jederzeit möglich.

Insgesamt sechs Praktika in unterschiedlichen Einsatzstellen sind im Laufe des Jahres vorgesehen. Sie bieten eine ausgezeichnete Möglichkeit, ganz konkret auszuprobieren, ob die Tätigkeit zu einem passt. Im begleitenden Unterricht werden gezielt theoretisches Wissen vermittelt und aufgebaut oder eventuelle Defizite ausgeglichen. Unterricht und Praktikum finden im steten Wechsel statt. Im ersten Halbjahr ist jeweils montags bis mittwochs Unterricht an der Berufsschule sowie donnerstags und freitags Praktikumseinsatz. Im zweiten Halbjahr reduziert sich der Unterricht auf die Tage Montag und Dienstag, während von Mittwoch bis Freitag in der Praktikumsstelle gearbeitet wird. Die Ferien bleiben frei.

Den Unterricht gestalten erfahrene Berufsschullehrkräfte, abgestimmt auf die Bedarfe der Teilnehmer. Sozialpädagogin Eva-Monika Mühlbacher behält jeden Einzelnen im Blick, geht individuell auf deren Sorgen und Nöte ein, motiviert, hilft bei Problemen in der Schule oder im privaten Umfeld, unterstützt bei der Praktikumssuche und hat immer ein offenes Ohr für die Teilnehmer. Zudem vermittelt sie, wenn es während des Praktikums Schwierigkeiten gibt oder persönliche Probleme in den Vordergrund treten.

Der diesjährige BIJ-Jahrgang stellte aufgrund der Corona-Situation alle Beteiligten vor besonders große Herausforderungen. Obgleich im BIJ (ESF) die Präsenzphasen an der Schule aufgrund des speziellen Hintergrunds der Teilnehmer der Maßnahme deutlich mehr waren als bei anderen Schülern, musste auch hier zeitweise Distanzunterricht durchgeführt werden. „Hier hat es sich jedoch bewährt, dass wir eine sogenannte Medienreferenzschule sind“, sagt Ute Eder. Deshalb sei es beispielsweise möglich gewesen, allen Teilnehmern ein Tablet für die Teilnahme am Distanzunterricht zur Verfügung stellen zu können. Was jedoch nicht kompensiert werden konnte, ist der Ausfall vieler Praktika. Obgleich es absolut nachvollziehbar war, dass in Phasen des Lockdowns kein Praktikum realisiert werden konnte, lassen sich diese fehlenden Praxiserfahrungen nicht ausgleichen. Dafür habe man jedoch noch mehr Wert auf andere Inhalte gelegt, wie beispielsweise Schulungen zum richtigen Bewerbungsverfahren. Dies begann mit einer ehrlichen Auseinandersetzung über seine jeweiligen Stärken und Schwächen und führte über die ansprechende Gestaltung einer Bewerbungsmappe bis hin zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch.

Die mit dem BIJ (ESF) verbundenen Chancen haben sich längst über den Landkreis Traunstein hinaus herumgesprochen. Eine Teilnehmerin nimmt dafür sogar eine tägliche Anreise aus Brannenburg in Kauf. Auch hier hat es sich bewährt, dass sowohl die Fahrtkosten zur Schule wie auch zu der jeweiligen Praktikumsstelle übernommen werden. Für das neue Schuljahr sind schon jetzt einige Bewerbungen eingegangen. Für Ute Eder und Eva-Monika Mühlbacher ist das ein Indiz dafür, dass Ausbildungsstellen nicht mehr so leicht wie die Jahre zuvor vergeben werden. In jedem Fall ist das Berufsintegrationsjahr jedoch eine große Chance für alle, die mit dem ersten Anlauf den Sprung in Richtung Ausbildung noch nicht geschafft haben.

Bewerbungen für das kommende Schuljahr 2021/2022 sollten daher so rasch wie möglich online über die Webseite der Berufsschule III, www.bsz-traunstein.de/de/anmeldung/ erfolgen. Wem dieser Weg nicht möglich ist, der kann sich auch persönlich im Schulsekretariat anmelden. Da die Zahl auf 18 Plätze begrenzt ist, lohnt es sich, schnell zu handeln. Telefonische Auskunft zur Anmeldung erteilt das Sekretariat der Berufsschule unter der Nummer 0861 986000. Inhaltliche Fragen zum Berufsintegrationsjahr beantwortet Eva-Monika Mühlbacher vom Diakonischen Werk Traunstein, Telefon 0160 90370464.

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