
Zwei Leitungskräfte gehen in den Ruhestand
Verabschiedung von Robert Münderlein und Christine Bohl in einem Gottesdienst am Freitag, 19. Dezember
Diakon Robert Münderlein und Sozialpädagogin Christine Bohl haben den Fachbereich Soziale Dienste sowie die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit der Diakonie in Südostbayern über zwei Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt. Im Januar 2005 trat Diakon Münderlein seinen Dienst als Fachbereichsleiter Soziale Dienste an; im September 2015 übernahm Christine Bohl die Leitung der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit. Beide gehen zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand und werden am Freitag, 19. Dezember um 10.30 Uhr, bei einem feierlichen Gottesdienst in der evangelischen Auferstehungskirche verabschiedet.
Zum Fachbereich Soziale Dienste gehören eine ganze Reihe von Hilfsangeboten der Diakonie, die niederschwellig und für alle Menschen zugänglich sind, die auf irgendeine Art und Weise Unterstützung brauchen. Darunter ist die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit, kurz KASA, zu finden, die Schuldnerberatung, die Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich, Flüchtlings- und Integrationsberatung, Telefonseelsorge und andere mehr. Dazu gehört außerdem das soziale Möbellager in Traunstein, deren Anfänge bereits über 40 Jahre zurückreichen und das 2012 am neuen Standort in der Traunsteiner Theresienstraße eröffnet wurde, und Klara, ein Projekt, um Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen. Christine Bohl: „Bei uns stehen die Menschen im Fokus, die Hilfe brauchen. Jeder und jede darf kommen, egal woher, welche Religion, welches Alter. Gemeinsam suchen wir einen Weg, wie es weitergehen kann.“ Schnelle, praktische und unkonventionelle Hilfe gebe es bei vielerlei Problemen. Es kann sich um eine Kündigung der Wohnung handeln, um Hilfe beim Umzug, um Anträge, die ausgefüllt werden müssen, um viele alltägliche Dinge, bei denen die Menschen selber sich nicht weiterhelfen können.
Diakonie-Geschäftsführer Andreas Karau betont: „Diakonie und Kirche halten diese niedrigschwelligen und armutsorientierten Beratungsdienste aufrecht.“ Wie sehr soziale Dienste notwendig sind, sehe man daran, dass in Bayern jede sechste Person armutsgefährdet und in Deutschland jedes fünfte Kind tatsächlich von Armut betroffen ist. Ein weiteres zunehmendes Problem der heutigen Gesellschaft ist die Vereinsamung vieler, vor allem älterer Menschen und es gibt eine große Bandbreite von psychischen Erkrankungen. Für Andreas Karau steht fest: „Die zunehmende Armut und die damit verbundene Ausgrenzung gefährdet deutlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unseren demokratischen Sozialstaat.“ Deshalb würden bei der Diakonie diese zusätzlichen Dienste angeboten, die nicht kostendeckend finanziert sind, nämlich „aus menschlicher und christlicher Überzeugung und um Nächstenliebe erfahrbar zu machen“. Auch der Traunsteiner Dekan Peter Bertram sieht in den sozialen Diensten die „größte Schnittstelle“ zwischen Diakonie und Kirche. Beide sorgten seit Bestehen für „soziale Lebensqualität“ der Menschen.
Besonders in der Coronazeit und auch danach noch sind die Anfragen nach konkreter Hilfe deutlich angestiegen, stellen Münderlein und Bohl fest: „Die Bedarfe sind spezialisierter geworden, komplexer.“ Aber auch die Beratung sei immer besser geworden und in der Pandemie war die Diakonie eine der wenigen Anlaufstellen, die ihre Beratungsarbeit weiterhin angeboten hat.
Ein Projekt, das den beiden ganz besonders am Herzen liegt, ist das soziale Möbellager in Traunstein. „Das ist inzwischen ein richtiges soziales Kaufhaus geworden“, freut sich Christine Bohl. Es gibt dort inzwischen alles, nicht nur Möbel, und jedermann kann dort günstig einkaufen. Ein wesentlicher Baustein des sozialen Möbellagers ist das ehrenamtliche Engagement vieler, wovon der überwiegende Teil aus der Kirchengemeinde kommt. Gleichzeitig ist das Lager wichtig für die soziale Integration und gibt Menschen, die einsam sind, die Gelegenheit zu sozialen Kontakten. Im Rahmen des Projektes KLARA können dort außerdem Langzeitarbeitslose eine Tätigkeit und wieder eine Tagesstruktur finden.
Für die ausscheidenden Robert Münderlein und Christine Bohl folgt Diakon Michael Sörgel als neuer Fachbereichsleiter Soziale Dienste. Er war 18 Jahre lang im Achental tätig und kennt soziale Arbeit aus seiner Tätigkeit in der Kirchengemeinde. Im Bereich KASA steht im künftig Markus Sonnenhuber mit den Schwerpunkten Beratung, Projekt KLARA und soziales Möbellager zur Seite.
Pia Mix
