Menschlichkeit leben: Diakonie verabschiedet zwei Führungspersönlichkeiten
Diakon Robert Münderlein und Sozialpädagogin Christine Bohl haben den Fachbereich Soziale Dienste sowie die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) der Diakonie in Südostbayern über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Evangelischen Auferstehungskirche wurden beide von ihren Aufgaben entpflichtet, gesegnet und mit den besten Wünschen in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Robert Münderlein trat im Januar 2005 seinen Dienst als Fachbereichsleiter Soziale Dienste beim Diakonischen Werk Traunstein an und leitete zugleich die Regionale Einsatzstelle Diakonie. Seine Ausbildung absolvierte er bei der Rummelsberger Brüderschaft. Zu seinem Aufgabenbereich zählten von Beginn an unter anderem die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA), die Schuldnerberatung, die Beratungsstelle für Menschen mit besonderen Schwierigkeiten, das Möbellager, die Unterstützung der Traunsteiner Tafel, die Fachstelle Täter-Opfer-Ausgleich, die Vermittlung gemeinnütziger Arbeit statt Ersatzfreiheitsstrafe sowie die Telefonseelsorge. Seit 2010 ist er zudem Mitglied der evangelischen Landessynode und wurde erst kürzlich für weitere sechs Jahre gewählt.
Im Jahr 2015 erhielt er Unterstützung durch Sozialpädagogin Christine Bohl, die die Leitung der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit übernahm. In diesem Rahmen verantwortete sie unter anderem die Logistik für die Tafel, die Beratung von Menschen in schwierigen Lebenslagen, die Zusammenarbeit mit einzelnen Kirchengemeinden im Rahmen der KASA-Arbeit, die Bereitstellung von Postadressen für wohnungslose Menschen sowie die Begleitung von Maßnahmen für Langzeitarbeitslose. Zudem schuf sie eine Stelle für den Bundesfreiwilligendienst. Seit Juni dieses Jahres hatte sie außerdem die kommissarische Leitung der Telefonseelsorge inne.
Dekan Peter Bertram würdigte in seiner Ansprache die zahlreichen Dienstleistungen und Hilfsangebote, die beide in den vergangenen Jahren initiiert und begleitet hatten. Sie hätten jedem Hilfesuchenden deutlich gezeigt: „Ich bin da und höre zu und gemeinsam überlegen wir, welche Lösungen es gibt.“
Andreas Karau, Vorstandssprecher des Diakonischen Werkes Traunstein, sagte über Christine Bohl: „Bei dir stand immer der Mensch im Mittelpunkt.“ Robert Münderlein bezeichnete er als einen „Pionier der ideellen diakonischen Arbeit und Mann mit feinem Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen“, der mehr als zehn Projekte in seinem Fachbereich angestoßen und aufgebaut habe.
In seinen Ausführungen zu den Sozialen Diensten betonte Vorstandssprecher Andreas Karau: „Diakonie und Kirche halten diese niedrigschwelligen und armutsorientierten Beratungsdienste aufrecht.“ Wie notwendig diese seien, zeige sich daran, dass in Bayern jede sechste Person armutsgefährdet sei und in Deutschland jedes fünfte Kind tatsächlich von Armut betroffen ist. Ein weiteres wachsendes gesellschaftliches Problem sei die Vereinsamung vieler – insbesondere älterer – Menschen sowie die große Bandbreite psychischer Erkrankungen.
Für Karau steht fest: „Die zunehmende Armut und die damit verbundene Ausgrenzung gefährdet deutlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unseren demokratischen Sozialstaat.“ Deshalb biete die Diakonie diese zusätzlichen, nicht kostendeckend finanzierten Dienste an – „aus menschlicher und christlicher Überzeugung und um Nächstenliebe erfahrbar zu machen“.
Für die Stadt Traunstein dankte Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer den beiden Scheidenden. Ihre Biografien stünden für Menschlichkeit und Nächstenliebe – „kurz: ein großes Herz“. Sie hätten nicht nur in kirchlicher und diakonischer Hinsicht viel Gutes bewirkt, sondern auch für die Stadt Traunstein. „Traunstein ist eine soziale Stadt, wir haben ein gutes Miteinander, es gibt aber trotzdem auch Menschen, die am Rande stehen“, so Hümmer. Münderlein und Bohl hätten Traunstein auch zu einer „Stadt der Wärme“ gemacht.
Kirchenrätin Bettina Naumann vom Landeskirchenamt München ging auf die vielfältigen Herausforderungen der heutigen Zeit ein und betonte: „Wir können diese Herausforderungen nur bewältigen, wenn wir alle zusammenstehen.“ Diakon Münderlein und Christine Bohl hätten diesen Zusammenhalt in vielerlei Hinsicht gelebt und gestaltet, wofür sie ihnen ausdrücklich dankte.
Das Schlusswort hatten die beiden scheidenden Führungskräfte selbst. Sie nutzten die Gelegenheit, um sich bei den vielen Menschen zu bedanken, die sie über all die Jahre begleitet haben. Christine Bohl beschrieb soziale Arbeit mit einem eindrucksvollen Bild: „Viele kleine Lichter an unterschiedlichen Stellen verbreiten ganz viel Licht.“
Robert Münderlein bedankte sich unter anderem bei Christine Bohl, die „ein wahrer Schatz für die Diakonie und eine große Unterstützung für mich“ gewesen sei. Er betonte: „Es ist unsere Aufgabe, die Liebe Gottes weiterzugeben.“
Die Nachfolge von Robert Münderlein als Fachbereichsleiter Soziale Dienste übernimmt Diakon Michael Sörgel. Er war 18 Jahre lang im Achental tätig und bringt umfassende Erfahrung aus seiner Arbeit in der Kirchengemeinde mit. Im Bereich KASA wird er künftig von Markus Sonnenhuber unterstützt, der die Schwerpunkte Beratung, Projekt KLARA und soziales Möbellager verantwortet.
Pia Mix












