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Das gelingende Miteinander ermöglicht den Erfolg des Krisendienstes (von links): Professor Peter Zwanzger, Dr. Claudia Fischer, Hermann Däweritz, Elisabeth Borst, Dr. Walter Engel, Claudia Hausberger, Rudolf Starzengruber, Michael Mauerer-Mollerus.

Sofortige Hilfe bei psychischen Krisen

Persönliche Beratung innerhalb einer Stunde • neu: Nottermin beim Facharzt binnen 24 Stunden • Telefon 0180 6553000

Anfang dieses Jahres startete der Krisendienst Psychiatrie in der Region Südostbayern und verbesserte die Situation für Betroffene schlagartig. Täglich von 9 bis 24 Uhr ist seitdem unter 0180 6553000 das Krisentelefon verlässlich erreichbar. Bei Bedarf erfolgt innerhalb einer Stunde eine persönliche Beratung. Mit der nun unterzeichneten Leistungsvereinbarung wird darüber hinaus sogar ein Nottermin bei einem Psychiater binnen 24 Stunden zugesichert.

„Für Betroffene und Angehörige läuft die Umsetzung des Krisendienstes hervorragend“, sagte Rudolf Starzengruber bei der Pressekonferenz, als die neue Leistungsvereinbarung von Krisendienst Psychiatrie und den Kliniken des Bezirks Oberbayern unterzeichnet wurde. Den wesentlichsten Fortschritt beschreibt Starzengruber, Vorstandsmitglied der Oberbayerischen Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener so: „Wer früher eine psychische Krise außerhalb üblicher Sprechzeiten hatte, musste damit rechnen, dass die Polizei gerufen wird und diese eine Einschätzung der Situation vornehmen muss. Dies übernehmen nun Fachkräfte.“ Dank dieser Neuerung können sogar polizeiliche Einweisungen in die Psychiatrie vermieden werden.

Diese Einschätzung bestätigte auch Elisabeth Borst, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie in Altötting. Eine psychische Ausnahmesituation könne wirklich jeden treffen und mit dem Krisendienst sei sofortige Hilfe gewährleistet. „Zudem nutzen viele Betroffene erst dadurch die bestehenden Hilfesysteme und erzielen so Verbesserungen ihrer Lebenssituation.“ Im Krisendienst sind alle Kräfte im Landkreis vereint. Die Folge seien kurze Wege und eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit.

Von Januar bis Mai 2017 gingen über 1500 Anrufe in der Leitstelle ein, berichtete Hermann Däweritz, Gebietskoordinator für den Krisendienst Psychiatrie in der Region vom Diakonischen Werk Traunstein. Hinter jedem Anruf verberge sich ein Mensch, der gerade eine „massive Krise“ erlebe. Dies könne eine chronische Depression, ein drohender Suizid oder eine andere dramatische Situation sein. Sofortige Hilfe sei dann dringend notwendig. So könne die Telefonnummer 0180 6553000 sogar Leben retten.

Gebietskoordinator Hermann Däweritz und Ärztlicher Direktor Professor Peter Zwanzger unterzeichnen die Leistungsvereinbarung zum Krisendienst Oberbayern.

Ein 20-köpfiges Team, bestehend aus Psychologen, Ärzten und Sozialpädagogen, koordiniert die Anrufe. Sie nehmen eine erste Einschätzung vor, wie dringlich sofortiger Handlungsbedarf sei, berichtete Dr. Claudia Fischer, Teamleitung der Leitstelle in München. Bei Bedarf ermögliche der Krisendienst Psychiatrie innerhalb einer Stunde ein persönliches Beratungsgespräch sowie ab sofort binnen 24 Stunden einen Nottermin bei einem psychiatrischen Facharzt. Mit den jeweiligen Krisendiensten vor Ort funktioniere diese Hilfe nun in der gesamten Region 18, obwohl die Größe des Einzugsbereichs eine Herausforderung sei. „Gleiche Lebensbedingungen zu schaffen ist ein Gebot unserer Verfassung“, hob Hermann Däweritz hervor. Die nun gewährleistete Versorgung, auch in der Fläche, sei bundes- und sogar europaweit einzigartig.

„7,4 Millionen Euro pro Jahr investiert der Bezirk Oberbayern in dieses Angebot“, informierte Bezirksrätin Claudia Hausberger. Sie bedauerte, dass sich die Krankenkassen an diesem so wichtigen Hilfeangebot bisher finanziell nicht beteiligen. Davon unabhängig sei es für die Zukunft wichtig, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre in das Angebot des Krisendienstes Psychiatrie einzubeziehen.

Alle Beteiligten hoben die hervorragend funktionierende Zusammenarbeit und das große Vertrauen in die Fachlichkeit der Kooperationspartner hervor. Dies sei die Grundlage für das Gelingen der Krisendienste in Bayern, in denen sich insgesamt 50 verschiedene Träger mit 760 Fachkräften engagieren. In diesem Sinne hofft Michael Mauerer-Mollerus, Bereichsleiter Einrichtungen des Bezirksverbands der Arbeiterwohlfahrt, auf eine erfolgreiche Verabschiedung des Psychisch-Krankenhilfegesetzes, in dem der Krisendienst eine gesetzliche Verankerung finden soll. Wie notwendig dieses fachdienstübergreifende Angebot ist und zugleich bei der Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Problemen hilft, brachten Ärztlicher Direktor und Chefarzt am kbo-Inn-Salzach-Klinikum, Professor Peter Zwanzger, und Dr. Walter Engel, Leiter der Tagesklinik Altötting, auf den Punkt. „Nur wenige brauchen einen Facharzt, oft reichen Gespräche. Doch das erfordert rasche Hilfe in Krisensituationen. Schwellenängste werden enorm reduziert, polizeiliche Einweisungen vermieden. Das ist auch für unsere Kliniken sehr, sehr wichtig.“

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